Drei an der Haltestelle

Zwei saßen dort, die Eine war jung, die Andere war alt. Die Eine hatte eine Tasche auf ihrem Schoß, die Andere hatte den Saxophonkoffer zwischen die Beine geklemmt. Die Eine hatte ihr rot kariertes Flanellhemd ausgezogen, die Andere ließ ihre dünne Jacke an. Sie saßen dort, und sie schwiegen.
Eine andere kam mit weißen Schuhen und setzte sich. Auch sie war alt, und sie trug eine weiße Schirmmütze, eine weiße Bluse und eine Weste, wobei sich die Junge fragte, ob es nicht ein bisschen warm dafür war. Sie schob den Koffer mit den Füßen zur Seite, auch die Alte zog ihre Beine ein und lächelte die Alte mit den weißen Schuhen an.
Es schmeckte nach Sommer, die Nachmittagssonne kroch über die Hausdächer und hinterließ eine Spur von Trockenheit.
Zwei hatten Brillen, die eine Wimperntusche und Kajal, die allmählich vom Schweiß verwischten. Hätte sie doch wasserfeste genommen.
Bald unterhielten sich die beiden Alten, die eine ein wenig mit der Jungen, wo sie dann den Koffer zwischen den Knien sah. Und so redeten die Alten über die Männer, wie sie nichts mehr aßen, weil sie so alt seien und nichts mehr schmeckten, über die Kinder, wie die drei Töchter nun doch selbständig waren, die Eine als Frauenärztin, die Nächste als Psychotherapeutin und die Letzte, weil sie einen Zahnarzt geheiratet hatte. So kamen sie zu den Geburtstagsfeiern, wo sie nun jedes Jahr mit den Kindern in den Taunus fuhren, dort Mittag aßen und Kaffee und Kuchen. Die Eine hörte nur stumm zu und musste anfangen zu grinsen, als sie bei Rheuma und Darmspiegelungen angelangt waren.
Sie redeten über versteinerte Gesichtszüge, die eine war vor kurzem erst umgezogen, und sie wussten beide nicht, wie sie mit ihrer kleinen Rente später als Pflegefall über die Runden kommen sollten.
Dann kam die Bahn, zwei gingen, eine blieb. Sie saß dort und dachte nach, bis der Bus kam.